
5. Aug.
Unser Best Western Hotel ist sehr ruhig, es grenzt direkt an den Park und Friedhof der Katarina Kyrka. Vor unserem Zimmerfenster sehen wir immer wieder einen Hasen friedlich grasen, am Abend entdecken wir dann noch ein paar, die haben sich vermutlich im Friedhof nieder gelassen. Seit 1780 steht das Ge-bäude, das zu Beginn eine Brasserie, ab 1812 einen Polizeiposten, ein Spital und heute ein Hotel beher-bergt. Vom reichhaltigen Frühstücksbuffet esse ich am ersten Morgen noch Brot und Konfitüre, das Gewohnte halt. Am Ende der Woche gibt’s auf meinem Frühstücksteller, wie auf jenem der Schweden, Gurken, Tomaten, Pepperoni, dickes Ei mit Crevetten und Dill und Knäckebrot, dazu Beeren und Brom-beersaft und Kaffee.
Nach dem Frühstück marschieren wir zu Fuss über die Anhöhe von Södermalm zum Verkehrsknoten-punkt Slussen mit Schleuse, Tunnelbana-Haltestelle und Fährenanlegestelle. Vom Theater und der Moo-sebake-Terrasse aus gab es eine wunderbare Aussicht auf die Stadt – da versteht man auch, warum Stockholm auch Venedig des Nordens genannt wird. Der Stadtteil Södermalm, auf einem ca. 40m ho-hen Granitbuckel gelegen mit seinen mit gelb, orange und sandfarbig bemalten Häusern war früher das Quartier der kleinen Leute. Es ist heute modern und jung mit vielerlei verschiedenen kleinen Geschäften und unzähligen Bars und Cafés.

Am Vormittag schlenderten wir durch die Gassen von Gamla Stan (Altstadt). Da Stockholm im Mittelal-ter auch zur Hanse-Vereinigung gehörte, wohnten in dem Stadtteil seit der Hansezeit (ca. 1000 bis 1500 n. Chr.) immer viele Deutsche. Es gibt auch eine Deutsche Kirche (Tyska Kyrka) hier. Als wir gegen Mittag vor dem eindrucksvollen Königspalast mit seinen 609 Zimmern stehen, bleiben wir um die Zeremonie der Wachtablösung mit zu verfolgen. Der Touristenaufmarsch war gewaltig, von der Zeremonie haben wir aber nicht viel mit bekommen. Wir sind anschliessend in den Palast hinein gegangen und haben die Ro-yal Apartements besucht. Es gab ein paar kurze Regengüsse und wir waren damit im Trockenen. Die Säle und Zimmer im Barock-Stil sind sehr eindrücklich, mit viel Farben und Gold, wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der König Carl XVI. Gustaf und seine Familie aus der Dynastie der Bernadot-te wohnt jedoch ausserhalb der Stadt.
Durch das lebhafte Gebiet um die Drottninggatan, dem Shopping-Paradies, flanieren wir am Nachmittag. Alle grossen Marken wie H&M, Nespresso, Zara etc. sind hier vertreten. Gegen Abend ruhen wir unsere müden Beine bei einem Glas Rosé im Kungsträdgården, dem ehemaligen Garten des Königs, aus, so wie viele Schweden und Touristen geniessen wir auf einer Terrasse den herrlichen Abend. Auch heute ist das Thermometer wieder auf 30° geklettert.
In der 100-jährigen Brasseriehalle Kvarnen, in der Nähe unseres Hotels, stärken wir uns diesen Abend mit Rentierfleisch. Es war sehr gut!

Mittwoch, 6. August
Welche Billete wir für die U-Bahn kaufen müssen und wie das geht, haben wir mittlerweile begriffen, die Geldstücke kennen wir auch und von der schwedischen Sprache haben wir „Guten Tag“ = „Hej“ und „Danke“ = „Tack“, gelernt, wir haben uns also schon ein wenig eingelebt 😉 Wir kommunizieren in Eng-lisch, und es tut uns beiden gut, unsere Englisch-Kenntnisse wieder einmal anzuwenden.
Am Vormittag fahren wir mit einem der Nostalgietrams, die noch in Betrieb sind, auf die Insel Djus-gården. Das Vasa-Museum ist Bernards Höhepunkt. Auch die riesige Warteschlange am Eingang entmu-tigt ihn nicht. Das Anstehen dauerte schlussendlich gut 30 Min, und es hat sich gelohnt, beim ersten Blick auf das riesige Kriegsschiff sind wir überwältigt. 1628 wurde es eingeweiht, und es lag 333 Jahre auf dem Grund im Hafen von Stockholm. Auf seiner Jungfernfahrt ist es nur gerade etwa 1500m weit gekommen und dann vor den Augen aller gesunken. Wie konnte das passieren? Es wurde viel zu schmal gebaut und mit zu vielen schweren Kanonen beladen. Es gab in dieser Epoche noch keine Konstruktions-pläne, die Bauer des Schiffs haben versucht, die Wünsche des Königs zu erfüllen. Sie haben es vielleicht besser gewusst, zu der Zeit hat man aber einem König nicht widersprochen… 90% der Vasa waren noch intakt, als sie 1961 aus dem Wasser gehoben wurde. Der Grund dafür sei, dass die Holzwürmer die spe-zielle Beschaffenheit des Wassers im Gebiet der Schären nicht mögen. Anschliessend haben wir auf dem ersten Eisbrecher Schwedens, der heute zu einem Café umfunktioniert ist, ein Crevetten-Brötchen gegessen. Es war wieder ein sonniger und warmer Sommertag, so haben wir am Nachmittag Velos gemietet und sind gemütlich dem Meer entlang rund um die Museums-Insel Djus-gården gefahren.
Donnerstag, 7. August 2014
Auch eine Fahrt ins Schärengebiet gehört natürlich zu einem Aufenthalt in Stockholm. Aus etwa 24’000 kleinen und grösseren Inseln besteht der Schärengarten vor Stockholm. Zu einer dieser Inseln, Vaxholm, sind wir mit dem 110-jährigen Dampfer Nörrkärr gereist. Während der 70 minütigen Überfahrt haben wir an der Küste überall die typischen, meistens rot bemalten, kleinen und grösseren Holzhäuschen ge-sehen – und ich habe geträumt, wie es wäre, wenn eines davon mein Ferienhäuschen wäre…
Diese rote Farbe hat eine spezielle Zusammensetzung, sie besteht aus Wasser, Leinöl, Mehl und Kupfer-pigmenten und sie benötigt keine chemischen Bindemittel und konserviert das Holz hervorragend. Die vielen Vorteile sind der Grund, warum in Schweden so viele Häuser mit demselben roten Farbton bemalt sind.

Auf Vaxholm haben Bernard und ich dann ein kleines Paradies gefunden In einer kleinen Bucht mit ein paar Holzbooten und einigen bunten Holzhäuschen haben wir uns beim Museums-Café Hembygdsgård auf die Terrasse gesetzt. Das Haus, Tische und Stühle sind aus weissem Holz, es gibt wenig Leute und es ist friedlich. Als wir feststellen, dass es Selbstbedienung ist, gehe ich ins Innere – und da traue ich mei-nen Augen nicht, da steht ein Tisch voller köstlichster Kuchen, Torten und Pâtisseries, auch die berühm-ten schwedischen Zimtbrötchen, die Kanelbullars, fehlen nicht, es ist ein richtiges Schlaraffenland.
Das schwierigste ist es, hier nicht von jeder Sorte ein Stück, sondern nur ein Stück vom ganzen Tisch auszuwählen. Wir haben hier richtig geschlemmt!
Die Insel hat auch ein Quartier mit bunt bemalten, schönen alten Holzvillen. Im Hafen von Vaxholm sind sogar die Blumenkisten Schiffe.
Wieder zurück in Södermalm fahren wir mit der U-Bahn in das moderne Quartier mit dem Ericson Globe, einer 105m hohen Kugel in der sich ein Konzertsaal befindet, und der Tele2-Arena, einem riesigen ge-deckten Stadion.
Danach sind wir durch die ruhigen Gässchen von Södermalm zurück ins Hotel spaziert. Die gelben und orange bemalten Häuser, das warme Licht der Laternen, und die lieblich auf der Innenseite dekorierten Fenster sind nur wenige Minuten entfernt von den lebhaften Strassencafés. Es ist sehr sympathisch, wie es lebt, dieses Quartier.
Am Freitag, 8. August, reisen wir wieder zurück und Praline hat uns wieder. Wir sind beide begeistert von der schwedischen Hauptstadt, dem Nebeneinander von Schiffen, schönen Gebäuden und Palästen, viel Natur und diesen flachgeschliffenen Felsen überall. Die Stimmung war angenehm und entspannt, das Essen überall sehr gut, alles aber unglaublich teuer. Wir haben die warmen Sommertage in Stock-holm, die auch für die Einheimischen viel wärmer als üblich waren, genossen. Normalerweise sei die Temperatur im Sommer um die 24/25°, diesen Sommer war es während ca. zwei Wochen immer um die 30°.