Während unseren Ferien in Gréoux-les-Bains in der Provence vor ca. 3.5 Jahren sind Bernard und ich durch Montagnac spaziert, einem kleinen typischen Provence-Dorf auf dem Plateau de Valensole, abseits der Touristenströme. Als ich gesehen habe, dass es da Trüffel gibt – oder Rabasso, wie sie hier genannt werden — wollte ich mehr dazu erfahren und fragte einen Mann, der uns auf der Strasse entgegenkam. Es war zufälligerweise ein Trüffel-Züchter. Er hat mir erklärt, dass es im Winter in Montagnac wöchentlich einen Trüffelmarkt gibt, und dass ich da einmal vorbeikommen könne. Die Idee, in der Provence einen Trüffelmarkt zu besuchen hat mich nicht mehr losgelassen… und zu meinem 60. Geburtstag haben mir meine Freunde Marie-Louise und Peter ein Weekend bei ihnen im Lubéron mit Besuch des berühmten Trüffelmarktes in Carpentras offeriert – was für ein Geschenk!

Bernard und ich sind nun Anfang Januar zu ihnen in den Lubéron (Département Vaucluse) gereist. Im Januar und Februar sind die schwarzen Trüffel, Tuber Melanosporum oder „schwarzen Diamanten“, wie sie auch genannt werden, reif. Am Markttag sind wir nach Carpentras gefahren. wo es 2 Trüffelmärkte gibt, einen für private Käufer vor dem Office de Tourisme, und ganz in der Nähe, im Innenhof des Hôtel Dieu, einen für die Grossisten. Der Preis der Trüffel ändert sich von Woche zu Woche und kann im Internet nachgesehen werden. 100 Gramm Rabasso kosteten 100€. Für Pasta mit Trüffel beispielsweise braucht man pro Portion zwischen 10 und 15 Gramm.
Am ersten Stand erklärt uns der Inhaber, dass es diese Saison nicht viele Trüffel gibt, weil es zu heiss gewesen sei letzten Sommer und nicht genug geregnet habe. Er suche die schwarzen Diamanten mit seinen drei Hunden, die jedoch nicht der typischen Trüffel-Hunde-Rasse Lagotto angehören, führt er weiter aus. Mmhhh, was für einen Duft die frischen Trüffel verbreiten — unbeschreiblich und unvergleichlich. Der Geruch des schwarzen Trüffels ist einzigartig, sehr stark, er benebelt die Sinne und überdeckt jeden anderen Duft. Schliesslich wandert ein schöner frischer Trüffel für das Nachtessen „Tagliatelle aux truffes“ in meinen Rucksack.
Am Abend geniessen wir das exquisite Nachtessen, danach spielen wir bis Mitternacht „Just One“ — und es wird viel gelacht 😊
In Carpentras lohnt sich übrigens auch ein Spaziergang durch das historische Zentrum. Uns ist dabei vor allem die imposante Porte d’Orange aufgefallen. Das Portal war im Mittelalter Teil einer eindrücklichen Stadtmauer mit zahlreichen Türmen. Carpentras ist auch bekannt dafür, dass die Stadt seit dem Mittelalter die Juden aufgenommen hat.
Bei unseren Ausflügen beobachten wir überall ob die Tankstellen geöffnet sind, weil alle Raffinerien in ganz Frankreich streiken. Wir haben für alle Fälle vorgesorgt und Reserve-Benzin eingekauft.
Ein Ausflug führt uns alle vier nach Gréoux-les-Bains, wo Bernard und ich schon mehrmals unsere Ferien verbracht haben. Diesmal lernen wir das Dorf am Verdon im Winter kennen. Vom Lubéron aus überqueren wir die Durance und wir finden den Ort fast ausgestorben. Die Weihnachtsdekorationen und die wunderschöne Krippe mit den typischen Santon-Figuren aus der Provence (siehe Bild unten) in der Kirche erinnern daran, dass die Festtage gerade vorbei sind. In der Wintersonne spazieren wir dem Verdon entlang, wo die Natur sich von der Hitze und dem lebhaften Treiben in den Sommermonaten ausruht. Zum Abschluss trinken wir etwas im einzigen offenen Café und überlassen dann Gréoux wieder seinem Winterschlaf.


Neben dem Lavendel sind auch Wein und Olivenöl berühmte Spezialitäten aus der Provence. Von beiden müssen wir die Vorräte in unserem Keller wieder aufstocken. Deshalb fahren wir zum Olivenöl-Produzenten in Oraison (an der Durance gelegen), der ein ausgezeichnetes Öl herstellt. Marie-Louise und Peter haben das vor einigen Jahren entdeckt . Im Lubéron gibt es auch guten Wein. Der rote besteht meistens aus Syrah und Grenache und man spürt die Wärme des Südens, wenn man ihn geniesst, zudem sind die Preise erschwinglich. In Apt kaufen wir nach einer kleinen Degustation einige Flaschen teils aus biologischem und teils aus einem herkömmlichen Anbau.
Kandierte Früchte sind eine Köstlichkeit aus der Gegend um Apt. Bernard und ich besuchen den Fabrikladen und das zugehörige Museum, eine sehr süsse Angelegenheit. Dabei erfahren wir, dass beim Kandieren die in den Früchten enthaltene Flüssigkeit durch einen Zuckersirup ersetzt wird. Dieser Prozess, wo die Früchte im Zuckersirup liegen, dauert 10 Tage. Anmächelig und bunt sind die gezuckerten Früchte, Ananas, Orangen, Aprikosen, rote und schwarze Kirschen im Fabrikladen präsentiert und die Besucher können überall probieren. Alles sehr fein, aber es wird mir schnell viel zu süss und ich brauche einen Kaffee.
Der winterliche Spaziergang durch die weihnächtlich dekorierte Altstadt von Apt ist schön und kalt. Es gibt keine Touristen und auf den von pastellfarbenen Häusern eingerahmten Plätzen sitzen die Einheimischen auf den Terrassen unter nackten Platanen, trinken Kaffee und wärmen sich in der Sonne. Einmal mehr haben wir im Lubéron mit Marie-Louise und Peter angenehme, erholsame und gemütliche Tage genossen. Merci beaucoup!
