Wegen der Corona-Pandemie ist es erstens kompliziert ins Ausland zu verreisen, und zweitens ist vieles geschlossen. Eine Städtereise in der Schweiz also? Wir wählen Basel aus, weil wir beide die Stadt im Dreiländereck nicht gut kennen, und checken im Hotel Teufelhof auf dem Altstadthügel ein. Die Fahrten mit dem ÖV sind im Hotelpreis einbegriffen, das ist praktisch. Im Teufelhof leben, essen und schlafen wir sehr gut. Nach dem Nachtessen schlendern wir durch die Gassen der Altstadt, deren Häuser meist aus dem Mittelalter stammen und sehr gut erhalten und gepflegt sind. Im Mittelalter sei das gar nicht so gewesen, die Hygiene sei eine Katastrophe gewesen, und Basel sei auch regelmässig von Epidemien heimgesucht worden, haben wir im historischen Museum in der Barfüsserkirche gelernt.
Den Zoli besuchen wir am ersten Nachmittag. Viele Tiere liegen draussen in der warmen Frühlingssonne. Wir haben Verständnis, das würden wir an ihrer Stelle auch so tun. Die Störche ruhen jedoch nicht. Wir beobachten etwa 10 Paare und sind beeindruckt von den grossen Vögeln, die elegant ihre Kreise drehen, bevor sie mit neuen Zweigen für den Bau im Nest landen.
Basel ist um 1500 der Eidgenossenschaft beigetreten. Seit ca. 200 Jahren ist der Kanton zweigeteilt, in die Halbkantone Basel-Stadt, mit dem schwarzen Bischofsstab im Wappen, und Basel-Landschaft mit dem roten Bischofsstab. Damals soll der Bischof Geld gebraucht haben und die Landschaft deshalb verkauft, so sei es zur Teilung gekommen. Sie besteht heute noch, die Einheimischen konnten sich noch nicht zu einer Fusion durchringen.
Die einzige Möglichkeit auf dem Rhein unterwegs zu sein ist eine Überquerung mit der Fähre, weil im Moment keine Ausflugschiffe verkehren. Wir haben das Angebot rege benutzt und sind mit dreien der romantischen und ökologischen Schiffe gefahren. Sie nutzen nur die Kraft der Strömung um von einem Ufer zum anderen zu gelangen. Ueli ist die nördlichste Fähre bei der Dreirosenbrücke. Im Süden nehmen wir in Kleinbasel die St.-Alban-Fähre, weil wir das St.-Alban-Quartier anschauen wollen. Im Mittelalter gab es hier ein gutes Dutzend Mühlen. Heute ist noch das Wasserrad beim Papiermuseum zu bewundern, der Dorfbach und die alten, gut erhaltenen und gepflegten Häuser, teilweise Fachwerkbauten.
Die Stadt am Rhein ist die Hauptstadt der modernen Architektur der Schweiz. Wir bewundern das moderne Messegebäude mit dem ‚Fenster zum Himmel‘ der beiden berühmten Basler Architekten Herzog & de Meuron, das runde Gebäude der Bank für Internationale Regelungen von Mario Botta und das Gebäude der Fondation Beyeler, das von Renzo Piano gebaut wurde.
Im Stadtzentrum fällt uns auf, dass wir kaum Autos sehen, dafür umso mehr Trams und Fahrräder. Doch auch ohne Autos ist es manchmal schwierig, einen Platz zu überqueren, weil von überall her Velos geschossen kommen, wenn die Strassenbahnen den Weg endlich mal frei geben.
Wer in den geschäftigen Strassen im Stadtzentrum auf Shoppingtour ist, findet auf dem schönen, grosszügigen Platz vor dem Münster etwas Ruhe. Das Basler Münster thront hoch über dem Rhein. Von der Aussichtsplattform gibt es eine schöne Aussicht auf Kleinbasel, den Rhein und die Landschaft dahinter. Bereits im Jahr 900 soll auf dem Münsterhügel ein Gotteshaus gestanden sein.
Die Fondation Beyeler stellt in Riehen Skulpturen von Auguste Rodin und Jean Arp gegenüber. Von Rodins massiven, detailgetreuen Werken sind wir sehr beeindruckt, von Arp gefallen uns die verschiedenen Materialien und die fliessenden, harmonischen Formen. Eine Verbindung zwischen den so verschiedenen Werken der beiden Künstler können wir aber beim besten Willen nicht entdecken.
Im historischen Museum interessieren mich u.a. die Zünfte. Sehr viele davon gab es im Mittelalter, die erste Zunft, jene der Kürschner, ist 1226 gegründet worden. Eine Zunft vereinigte die Handwerker eines Berufsbereichts. Wer selbständig arbeitete, musste einer Zunft beitreten. Mit den Jahren hatten die Zünfte immer mehr Macht erworben, auf Kosten der Kirche und der Politik. So waren viele Zunftmitglieder in den Räten gesessen und hatten Basel regiert. Heute haben die Zünfte keine Macht mehr, in Luzern beispielsweise eröffnet die Zunft zu Safran jeweils mit dem Urknall die Fasnacht.
Basel war mehrmals ein Ausflugsziel für mich, entweder für ein Konzert im St.-Jakob-Stadion oder einen Zoo- und Papiermuseumsbesuch mit meinen Schülern. Manchmal sogar unvergesslich – so als Barbi und ich unsere Konzertkarten vergessen haben, oder als in einer Chemie-Fabrik ein Brand ausgebrochen war kurz bevor ich mit meiner Schulklasse im Bahnhof Basel ankam 🤔.
Der diesjährige Aufenthalt ist gemütlich und angenehm. Es tut gut, nach einem Jahr Pandemie wieder mal eine Stadt, Läden und ein Restaurant zu besuchen. Natürlich sind wir nicht heimgefahren, ohne die feinen Basler Leckerli zu degustieren.